Die*JungenHugos2024 | Weiterverwenden
WeiterVerWenden
Annie Leonard, 2007
Gesellschaftliche und strukturelle Veränderungen bieten Möglichkeiten, vorhandene Qualitäten gebauter Substanz neu zu entdecken. Weiterverwenden bedeutet Bestehendes verändern, korrigieren, verdichten, anpassen, hinterfragen, neu ordnen oder umnutzen – ohne Abriss. Die Geschichte aufdecken und Zukunft gestalten. Voraussetzung dafür ist das Verstehen, das Beobachten, das Analysieren des Vorhandenen. Gesucht werden Projekte, die sich auf besondere Weise mit diesen Themen auseinandersetzen.
An Hochschulen wird Raum zum Experimentieren und Erforschen gewährt. Der BDA Baden-Württemberg möchte sich mit dem Thema „weiterverwenden“ dem innovativen Potential von Studienarbeiten annehmen. Welche Strategien und Konzepte finden sich in euren Ideen? Reicht sie ein, alleine, zu zweit oder als Team – wir sind gespannt!
Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA Landesverband Baden-Würt-temberg lobt den Nachwuchspreis Die*JungenHugos 2024 für Architekturstudierende der Hochschulen in Baden-Württemberg aus. Ziel ist es, der jungen Generation die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren Entwürfen zu präsentieren und in einen Diskurs über die gesellschaftliche Relevanz planerischen Gestaltens einzubringen.
Jury
Das internationale Preisgericht zur Beurteilung der eingereichten Arbeiten besteht aus folgenden Expert*innen:
Kim Le Roux, LXSY, Berlin
Kim ist Mit-Gründerin von LXSY Architekten, hat an der UCT in Kapstadt (RSA) und an der TU Berlin Architektur studiert. Nach ihrem Masterabschluss arbeitete sie einige Jahre in Südafrika sowie in Äthiopien. Geprägt von ihrer Kindheit in Südafrika sieht Kim im Architektur Schaffen eine Möglichkeit, einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit leisten zu können. In ihren Augen ist gute Architektur für Menschen gemacht und bietet Schutz und Raum für Individualität, ermöglicht Kommunikation und stärkt Gemeinschaften. Darüber hinaus treibt sie aktiv die praktische Umsetzung von zirkulärem Bauen voran. 2021 ist Kim als Mitglied in den BDA Berlin berufen worden.
Foto: Hannes Wiedemann
Jan Keinath, KO/OK Architektur, Leipzig / Stuttgart
Jan Keinath gründete 2016 gemeinsam mit Fabian Onneken KO/OK Architektur in Stuttgart und Leipzig. 2020 erfolgte seine Berufung in den BDA, seit 2021 ist er im AKJAA vertreten. 2022 – 2023 war er mit einer Gastprofessur für Holzbau an der Technischen Universität München TUM tätig. KO/OK Architektur realisiert vielfältige Bestands- und Neubauprojekte mit einem besonderen Fokus auf ihre Materialisierung und handwerkliche Ausgestaltung. So entstehen charaktervolle, atmosphärische und nachhaltige Orte, die bereits mehrfach mit nationalen Architekturpreisen ausgezeichnet wurden.
Foto: Jens Gerber
Pascal Müller, Müller Sigrist Architekten AG, Zürich
Pascal Müller ist Inhaber und Gründungsmitglied von Müller Sigrist Architekten AG und war Gastprofessor an der HES-SO HEPIA in Genf (2021-2022) sowie der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau (2010-2012). Müller Sigrist Architekten realisierten diverse vielbeachtete Projekte wie die Wohn- und Gewerbesiedlung Kalkbreite, drei Häuser für die Überbauung „mehr als wohnen“ in Zürich sowie die nachhaltige Umnutzung des Felix Platter-Spitals in Basel. Das Architekturbüro wurde mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
Foto: Das Bild, Zürich
Francesca Depfenhart, Preisträgerin Die*JungenHugos21, Stuttgart
Francesca Depfenhart wurde mit Jan Moritz Bortt für ihr Projekt „Grünes Quartier am Hafenplatz Berlin“ mit dem Preis Die*JungenHugos21 ausgezeichnet. 2021 schloss sie ihr Masterstudium an der Universität Stuttgart mit dem Entwurf einer Orangerie als Revitalisierung der Überwerfungsbauwerke am Stuttgarter Gleisbogen ab. Die Arbeit erhielt beim 0711 Contest der AKBW eine Auszeichnung. Francesca ist derzeit in der Entwurfs- und Ausführungsplanung des Architekturbüros SIIN tätig und Mitorganisatorin der Veranstaltung Wechselzeit des BDAs.
Foto: Philip Kottlorz Fotografie
Elina Potratz, Chefredakteurin Die Architekt, Berlin
Elina Potratz studierte Kunst- und Bildgeschichte in Leipzig und Berlin. Seit 2016 ist sie in der Redaktion der Zeitschrift Die Architekt in Berlin tätig, seit 2021 als Chefredakteurin. Daneben war sie Teil des Redaktionsteams des Architektur Podcasts BDA-Denklabor und begründete das Workshopformat SELBSTSTÄNDIG zum Thema Bürogründung für Architekturstudentinnen und -absolventinnen.
Foto: Privat
Die*JungenHugos2024
Preis
Cassandra Sauter
Landbahnhöfe – städtische Satelliten im strukturschwachen Gebiet
Universität Stuttgart / Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen
Würdigung der Jury:
Anhand dreier Fallbeispiele untersucht das Projekt „Landbahnhöfe“ die Möglichkeiten dieser oft brachliegenden Strukturen im ländlichen Raum. Sorgfältig und angemessen werden Eingriffe unterschiedlicher Invasivität vorgeschlagen, stets mit Blick auf die baulichen Gegebenheiten und Nut- zungspotenziale vor Ort. Die Arbeit zeigt eine außerordentlich hohe Sensibilität im Umgang mit dem Bestand und entwickelt drei gänzlich unterschiedliche Vorschläge für dessen zukünftige Entwicklung. Schnörkellos und dennoch sinnlich wird das Vorhandene weitergedacht.
Preis
Michael Hosch
in/visible infrastructure
KIT – Karlsruher Institut für Technologie
Institut Entwerfen, Kunst und Theorie / Raum und Entwerfen
Institut Entwerfen und Bautechnik / Konstruieren und Entwerfen
Würdigung der Jury:
Wie können wir die Herausforderungen der Klimakrise bewältigen? Dieses visionäre Projekt bewegt sich zwischen Science-Fiction und Realität. Der Lageenergiespeicher über dem Frankfurter Hauptbahnhof nutzt Abbruchmaterialien zur Energiespeicherung und erzeugt ein sich ständig veränderndes Landschaftsbild. „in/visible infrastructure“ regt zum Mitdenken an und zeigt eindrucksvolle, zukunftsfähige Lösungen.
Preis
Anna Klotzki
Refugium – Verborgene Heterotope
KIT – Karlsruher Institut für Technologie
Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft / Stadt und Wohnen
Institut Entwerfen, Kunst und Theorie / Architekturkommunikation
Würdigung der Jury:
Ungeachtet der Religiosität wirken Kirchenräume auf Menschen. Diese Wirkung entsteht durch die Andersartigkeit des Innenraums im Vergleich zum Außenraum, durch seine Introvertierheit und sein Vermögen, den Umraum zu neutralisieren. Das Potential eines Zufluchtspendenden Heterotops soll erhalten bleiben. Hierfür wurden Strategien untersucht, symbol-aufgeladene Orte sinnlich zu transformieren. Der Entwurf versucht sich im Rahmen von sechs Konzepten für sechs Karlsruher Kirchen an einem Prinzip wie diese Orte öffentlich zugängliche Zufluchtsstätten bleiben können. Die Kirchen befinden sich aktuell in Prozessen der Umnutzung, Nutzungserweiterung oder stehen schon seit Jahren leer. Da Kirchen stark symbolisch codiert sind, wurden die Arbeitsweisen verschiedener Künstler*innen untersucht, die durch ihre Kunst Symbole transformiert haben. Für die neue Zufluchtsinfrastruktur sollten kirchennahe Nutzungen gefunden werden, die eine religionsunabhängige jedoch sinnliche Nachnutzung ermöglichen.
Anerkennung
Lucas Knust & Zhiyuan Yu
Luft Leitz. Nachhaltige Revitalisierung mit Wind
Universität Stuttgart
Institut Wohnen und Entwerfen
Würdigung der Jury:
Die schwierige Ausgangssituation bei der Transformation des Leitz-Areals in eine zeitgemäße Wohnarchitektur wird durch die Integration von Windtürmen erfolgreich gelöst. Eine luftdurchlässige Zwischenzone hinter der bestehenden Fassade verringert die Wohnungstiefe, während innovative Windfangelemente die zirkulierende Luft in die Wohnungen leiten. Klimaarchitektur als Prinzip überzeugend umgesetzt.
Anerkennung
Niclas Fridtjof Schlötke
Die Zukunft eines Sakralraumes
Universität Stuttgart
Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfen
Würdigung der Jury:
Wie lassen sich Kirchenräume neu nutzen, ohne sie zu entwerten? Die sorgfältige Analyse von Kirchen, Gärten und Friedhöfen hinsichtlich ihrer Funktion sowie der Abläufe undHandlungen führt zu einer Neuinterpretation der Sterbekultur. Das Hinterfragen gesellschaftlicher Verdichtungsprozesse ermöglicht es, innerhalb der Architekturdisziplinüberzeugend ein neues Verständnis für Leben und Sterben in umgenutzten Kirchen zu entwickeln.
Anerkennung
Giuliana Fronte
Getrenntes Abwasser, geeinte Stadt
Von der Toilette in die Freiheit – ein neuer Umgang mit Abwasser für demokratischere Städte
Universität Stuttgart
Städtebau-Institut / Stadtplanung und Entwerfen
Würdigung der Jury:
Stadtplätze, die zum Umdenken einladen: Kann Architektur eine Lösung für den Klimawandel bieten und diese für den Nutzer erlebbar machen? Ja, dieses Projekt zeigt eine Antwort mit Humor! Durch die sichtbare Wiederverwendung von Abwasser in Architektur und Landschaft wird der Nesenbach gereinigt und belebt, was resiliente Stadtplätze schafft.Toiletten werden zu produktiven Räumen, Ressourcen zu Energiequellen und Wasser wird zum zentralen Element kollektiver Landschaftspflege.
Anerkennung
Lisa Stadtmüller & Anna Lenz
Die Schwarzwaldhochstraße – Von Zerfall und Leerstand
Universität Stuttgart
Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfen
Würdigung der Jury:
Die derzeit von Leerstand und Zerfall geprägten Hotels der Schwarzwaldhochstraße zeugen von einer einst florierenden touristischen Vergangenheit. Dieses Projekt entwickelt eine Strategie zur Revitalisierung der bestehenden Gebäude. Durch behutsame Anpassungen und gezielte Erweiterungen wird die bestehende touristische Infrastruktur nachhaltig aufgewertet und durch punktuelle Neubauten aus Holz sinnvoll ergänzt. Aktuelle und zukünftige Themen der Region werden dabei aufgegriffen, sodass entlang der revitalisierten Route ein spannender Impuls für einen „neuen“ und nachhaltigen Tourismus entstehen kann.
Anerkennung
Johannes Pfaff
Texlen
Universität Stuttgart
Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfens
Würdigung der Jury:
„Texlen“ revitalisiert eine alte Flachsspinnerei und bietet der Stadt ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein. Handwerk und Industrie kehren aufs Land zurück, um es zu beleben. Die neue Fabrik fügt sich harmonisch ins Stadtbild ein und fördert ökologische Wirtschaftszweige. Ziegelsteine und Abfallstoffe werden wiederverwendet, Flachsfasern in der Architektur erlebbar gemacht.
Anerkennung
Hannah Schick
Ecken und Kanten – Bauen im Bestand
Hochschule für Technik Stuttgart
Fakultät A / Raumentwurf
Würdigung der Jury:
Das Thema Wohnen im Bestand ist aktueller und wichtiger denn je. Der Entwurf setzt sich auf eine sehr nachvollziehbare und strukturierte Weise damit auseinander. Durch die Ergänzung der grünen Gebäudehülle entsteht neuer Raum für Bewegung und Austausch, was dem Bestandsgebäude neue Chancen eröffnet. Besonders clever: Die gedrehten Sanitärzellen zonieren die Ein-Zimmer-Wohnungen und schaffen dadurch eine spannende Raumqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner.
Die*JungenHugos2021
Preis
Francesca Depfenhart & Jan Moritz Bortt
GRÜNES QUARTIER AM HAFENPLATZ BERLIN
Universität Stuttgart
Wie kann eine Großstruktur erfolgreich revitalisiert werden? Mit diesem Projekt werden durch die Transformation einer Megastruktur in einen menschlichen Maßstab nachbarschaftliche Beziehungen und Kommunikation gefördert, um einer Anonymität entgegenzuwirken. Mit dem Konzept gelingt es, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Haltung und gelebter Umsetzung zu vermitteln.
Preis
Pauline Rohländer
WEGE ZUR IDENTITÄT – ARCHITEKTONISCHE KONZEPTE FÜR DEN LÄNDLICHEN RAUM IM DIGITALEN ZEITALTER
Universität Stuttgart
Menschen zieht es verstärkt wieder aufs Land. Trotzdem möchten sie etwas erleben und wünschen sich kleine Theater oder Gemeinschaftshallen. Mit„Dorfleben“ assoziiert man seit jeher Nachbarschaft, Identität und einen menschlichen Maßstab. Diese ländlichen Charaktereigenschaften galten zwar oft schon als überholt, gewinnen aktuell aber zunehmend an Energie. Das Projekt gibt mutige Antworten auf die Frage, wie man Dorfleben neu denken kann.
Preis
Jonathan Hering
NEUE HASENBERGSTEIGE STUTTGART
Universität Stuttgart
Die Stadt ist ein Palimpsest, Strukturen werden ständig überschrieben. Spuren können teilweise aber wieder gelesen und – wenn möglich – genutzt werden. Hier werden mit Gespür für Räume, die Spannung generieren, bestehende Orte zusammengeführt, präzisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit einfachsten Mitteln wird aus dem Vorhandenen ein neuer Kulturraum geschaffen.
Preis
Laurena Ebe
UNIVERSITÄT DER GESTALTUNG ULM – DIE EVOLUTION EINES ERBES
Universität Stuttgart
Der Entwurf ist realitätsnah und sehr gut durchgearbeitet. Vor dem Hintergrund der Belebung von industriellen Standorten trägt das Projekt zur Stadtaktivierung bei. Die Idee der historischen Hochschule für Gestaltung Ulm wird aufgegriffen und an einen innerstädtischen Ort verlagert. Die Aktualität besteht darin, dass die Hochschule an ein Mobilitätskonzept angeschlossen wird: die Studierenden können direkt mit dem Zug zur Hochschule gelangen und benötigen kein Auto mehr.
Anerkennung
Magdalena Weiland
FASSADENRÄUME
Staatliche Akademie der Bildenen Künste Stuttgart
Die Fassade wurde in den letzten Jahren vulgarisierst und nur noch als Kleid betrachtet, das man über ein Gebäude stülpt. Aber sie ist mit das wichtigste Bauteil: das Interface zwischen der Intimität des privaten Raums und der Öffentlichkeit der Stadt. Dieses Projekt eröffnet uns die Perspektive, an die historische Vorstellung von Fassade als Schicht anzuknüpfen und einen Bedeutungswandel zu vollziehen – von der Schnittstelle zwischen innen und außen hin zur Schnittmenge, die einen Dialog mit dem öffentlichen Stadtraum ermöglicht.
Anerkennung
Christine von Raven
NECKARINSEL STUTTGART
Staatliche Akademie der Bildenen Künste Stuttgart
Der Neckar bildet in Stuttgart eine Insel. Der Umgang damit bis in die 1970er/1980er-Jahre kann pointiert folgendermaßen zusammengefasst werden: „Da legen wir eine Autobahn drüber, dann Gleise und nochmals Gleise.“ Somit fungiert die Insel bislang nur als Auflager für die zahlreichen Brücken. Umso positiver fällt das Statement bei diesem Projekt auf: Wir müssen uns den Raum zurückerobern und es gibt Methoden und Ideen, wie dies gelingen kann!
Anerkennung
Friedrich Lorch & Dan Roth
SADAODI ARCHIPEL
Universität Stuttgart
Dies ist ein visionäres Projekt, eine Architekturutopie, eine Art Traumwelt mit Oasencharakter. Die Übersteigerung der archetypischen Formen verleiht dem Konzept seine Stärke. Das Projekt zeigt auf, dass es gelegentlich sinnvoll sein kann, sich von überkommenen Vorstellungen zu befreien, um neue Ideen und Welten für unsere Städte erdenken zu können.
Anerkennung
Lyuyan Shen
TEEHAUS
Universität Stuttgart
Dieses Projekt zeigt uns Momente auf, wie wir sie alle brauchen: die Rück-zugsmöglichkeit in eine einfache, nicht zu technisierte Welt. Das Konzept ist sehr reduziert im Einsatz der gewählten Mittel – nicht nur in Bezug auf die Konstruktion, sondern auch in der Anordnung der Räume. Hier rückt die emo-tionale Komponente der Architektur und ihre Sinnlichkeit in den Vordergrund. Auch Low Tech kann innovativ und visionär sein.
Startschuss-Preis
Emilie Schölkopf
DER POLYVALENTE RAUM
Hochschule für Technik Stuttgart
Mit dem vorliegenden Projekt wird mit einfachen Mitteln ein spannender neuer Raum auf einem Bestandsgebäude im Stuttgarter Zentrum geschaffen. Bauaufgaben wie diese werden zunehmend die Betätigungsfelder für Architektinnen und Architekten aufspannen. Die Arbeit, die im ersten Studienjahr entstanden ist, leistet hierzu einen vielversprechenden Beitrag.
Hugo Häring
Hugo-Häring
Nachwuchspreis
Hugo Häring (1882 – 1958) war ein bedeutender deutscher Architekt und Architekturtheoretiker, dessen Ideen das Neue Bauen stark beeinflussten. Der gebürtige Biberacher legte 1903 sein Staatsexamen in Stuttgart ab. Als Pionier einer organischen Architektur verfolgte er das Prinzip, die Form eines Bauwerks aus dessen Funktion heraus zu entwickeln. Zwischen 1904 und 1921 arbeitete er in Hamburg und Allenburg, bevor er in Berlin aktiv wurde. Seine bekanntesten Projekte entstanden in den 1920er-Jahren: die Reihenhäuser der Waldsiedlung in Zehlendorf (1926/27) und Wohnbauten in Siemensstadt (1928/31). 1925 war er Sekretär der Architektenvereinigung „Der Ring“ und 1928 Mitbegründer des CIAM. 1935 übernahm er die Leitung der Reimannschule, die 1943 zerstört wurde. Häring kehrte nach Biberach zurück, wo er vor allem wissenschaftlich tätig war. 1950 erhielt Häring die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Stuttgart. Sein Ansatz um eine menschengerechte Architektur prägt den Diskurs bis heute.